Glacier-Express


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Der Glacier Express ist die berühmteste Alpine Bahnstrecke der Welt. Sie führt in 7 ½ Stunden von St .Moritz oder Davos bis nach Zermatt und umgekehrt. Hier reist man nicht, um anzukommen, sondern um einzigartige Berg-Landschaften, abgrundtiefe Schluchten und sattgrüne Almen im wahrsten Sinne zu „erfahren“. Das ist nichts für Geschäftsreisende, im Glacier-Express trifft man auf seines gleichen – Touristen aus aller Welt, selbst bis Japan scheint sich die Faszination der Bahnstrecke herumgesprochen zu haben.

Und wenn man schließlich den Glacier-Express in Zermatt verlässt, hat man 2500 Höhenmeter überwunden, 291 atemberaubende Brücken und Viadukte überquert und 91 dunkle Tunnel passiert. Die Strecke führt von St. Moritz im Oberengadin durch den Kanton Graubünden nach Chur, Dissentis und Andermatt im Kanton Uri bis Zermatt im Kanton Wallis. Drei bis vier Zuggarnituren bewältigen täglich diese Strecke und zurück.

Von St.Moritz zuckelt der Glacier Express am St. Moritzer See vorbei mit 60km/h zum Albulatunnel hinauf. Danach kommen die Reisenden aus dem Erstaunen nicht mehr heraus. Die Kehrtunnel zwischen Preda und Berggün, aber vor allem der Landwasser-Viadukt bei Filisur sind Zeugnis einmaliger Schweizer Ingenieurskunst. Irgendwann zwischen Chur und Brig begibt man sich in den mit Edelholz getäfelten Speisewagen. Zum Menu wird der Wein in schiefen Gläsern serviert – eine Spezialanfertigung, um die Schräglagen der Wagen in den zahlreichen Kurven etwas auszugleichen. Der Balanceakt, mit dem der Maitre Speisen serviert und den Wein zielsicher einschenkt, ist eine zirkusreife Artistennummer.

Hinter Reichenau führt eine atemberaubend tiefe Schlucht hinauf ins Klosterdorf Dissentis und weiter auf den Oberalppass in 2033m Höhe. Vor dieser grandiosen Landschaft wirkt der knallrote Glacier-Express wie eine Modelleisenbahn. Vom Pass geht’s – eingekeilt durch das Gotthardmassiv- wieder hinunter nach Andermatt. Schließlich erreicht der Glacier-Express den Furkapass, die europäische Wasserscheide zwischen Rhone und Rhein. Bis 1981 musste der Furkapass in einem Scheiteltunnel unterquert werden und damals konnte der Glacier-Express nur im Sommer fahren. Seitdem gibt es einen Basistunnel, der auch den Winterverkehr ermöglicht.

Nach 15 endlos langen Minuten durch den dunklen Furka-Tunnel tut sich das sonnenverwöhnet Walls auf. Nun geht die Fahrt immer tiefer hinunter, die Berggipfel ringsum erscheinen immer höher. Dann kämpft sich der Glacier-Express immer an der Vispa entlang an malerischen Walliser Bergdörfern vorbei im Schatten der ersten Viertausender hinauf bis Zermatt und dann erst erblickt man das Matterhorn. Acht Stunden Staunen in einem monumentalen Landschaftsfilm mit Überlänge hat man im langsamsten Schnellzug der Welt hinter sich gebracht.